Abschied nach 43 Jahren von der Deutschen Welle
Peter F. Senger, Huerth im Juli 2008
Als ich im Mai 2008 vom Intendanten der Deutschen Welle Erik Bettermann als „DW-Urgestein“ in den Ruhestand geschickt wurde, war ich über 42 Jahre bei der DW beschäftigt und bereits eineinhalb Jahre über dem Alter, bis zu dem man in Deutschland als Angestellter arbeiten darf. Dieses war möglich, weil die DW großes Interesse an der weltweiten Einführung des DRM-Standards hatte und mit meiner letzten Wahl zum DRM-Vorsitzenden 2006 die Hoffnung verband, dass sich DRM nun endlich in einigen Ländern durchsetzen würde. Leider hat sich diese Hoffnung bisher noch nicht erfüllt, obwohl es inzwischen in mehreren Ländern auf allen Kontinenten DRM-Ausstrahlungen gibt.
Die Gründe für die Verzögerung sind vielfältig und teilweise unterschiedlich von Land zu Land. Trotzdem gibt es ähnliche Gründe überall, die oft gar nichts mit DRM zu tun haben sondern eine Folge der Digitalisierung der Medien sind. Darüber und wie es überhaupt zur Digitalisierung der Lang-, Mittel- und Kurzwelle kam, möchte ich diesen Blog schreiben und würde mich über Reaktionen meiner ehemaligen Freunde aus dem Konsortium aber auch aus der weltweiten Rundfunkszene freuen.
Meine Aufzeichnungen werden nicht technischer Natur sein, denn davon gibt es auf www.drm.org genügend Beiträge kompetenterer Autoren. Mir geht es mehr um die Geschichte von DRM und das wird „Meine DRM-Geschichte“.
Rundfunk - quo vadis?
29. Oktober 2008
Der Rundfunk erlebt Anfang des 21. Jahrhunderts eine radikale Veränderung durch zwei Entwicklungen:
1. Digitalisierung
2. Internet
Während die Digitalisierung am Prinzip des Rundfunks: ein Programm für Millionen Nutzer, nichts ändert, setzt das Internet auf die Programmverbreitung an jeweils einen individuellen Nutzer. Damit wird der User, also der Hörer, transparent und seine Nutzungsgewohnheiten können für Werbezwecke verkauft werden.
Der digital terrestrisch empfangende Rundfunkhörer hört das selbe Programm wie der Internetnutzer, bleibt aber weiterhin anonym.
Am Anfang war die Kurzwelle
Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren das meine ersten Erfahrungen mit der Kurzwelle in dem kleinen Ort Putlitz: Den Musiksender RTL auf 6.090 kHz in typischer Kurzwellenqualität zu hören. Fernsehen gab es noch nicht und vom Internet sprach kein Mensch. Wie ich erst sehr viele Jahre später erfuhr, war RTL für Jugendliche in ganz Europa zu dieser Zeit der beliebteste Popmusik-Sender, trotz der relativ schlechten Empfangsqualität. Mit nur einem Sender kleiner Leistung und einer selbst entwickelten Rundstrahlantenne versorgte RTL fast ganz Europa. Eine Idee, die RTL zu Beginn der Digitalisierung Ende des letzten Jahrhunderts dazu veranlasste, sich sehr stark im DRM-Konsortium zu engagieren, um mit DRM ganz Europa in nahezu UKW-Qualität zu versorgen. Der Videoausschnitt ist einer aus diesem Anlass erstellten DVD entnommen